Die Zukunft wird anders
Eine Streitschrift
von Antje Hermenau
Details zum Buch:
Seitenanzahl: 171
Erscheinungsjahr: 2015
Format: 12,5 cm x 19,5 cm
Einband: Broschur (Taschenbuch)
Gewicht | 0,15 kg |
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Politische Denkaufgaben
Das ist ein kluges Buch einer klugen Frau. Es ist ein vorantreibendes Buch einer vorantreibenden Frau. Als solches provoziert es die politisch Bequemen, Selbstverliebten, Selbstgenügsamen. Wer eine auf praktische Politikerfahrung gegründete Orientierung sucht, wird sich über dieses Buch freuen. Und nicht wenige werden sich ärgern, weil ihnen die gewiesene Richtung nicht passt.
Es ist ja auch starker Tobak, wenn eine Galionsfigur der Grünen – freilich eine einstige, nicht im Frieden von ihrer Partei geschiedene – am Ende dieses Buchs Erwartungen an einen aufgeklärten Konservatismus formuliert und so eines der merkwürdigsten Tabus unseres politischen Diskurses missachtet: dass nämlich grüne Politik in näherer Nachbarschaft der Sozialdemokraten als der Konservativen liege. Mehr noch: Gerade von Konservativen wird das Hinwirken auf den erforderlichen Politikwandel erwartet, nicht von denen, die wie von Natur aus fortschrittlich gelten. Die nämlich hätten zwar einst Modernes gebaut; doch unter heutigen Umständen wirke es oft wie rückständig.
Die Beweislast für so querstehende Thesen muss erst einmal getragen werden. Das geschieht in den Kapiteln über die heutige Lage Europas und die Rolle Deutschlands in ihr; über west-, ost- und gesamtdeutsche Nischenkulturen, aus denen es sich zu lösen gelte; und auf der Grundlage einer Diagnose des Zustands deutscher Demokratie, des vom Osten ausgehenden Handlungsdrucks, sowie der doppelten Notwendigkeit einer Emanzipation von „1968“ und von „1989“.
Viele ganz vom Alltag her verständliche Beobachtungen werden da in einen essayartigen Gedankengang verwoben, der genau das leistet, worauf es ankommt:
Aufklärung über die Lage, wie sie ist, und über die zu bewältigenden Herausforderungen.
An diesen soll sich dann ein aufgeklärter Konservatismus beweisen. Leistung und Wettbewerb, soziale Marktwirtschaft in der Globalisierung, dabei Rücknahme der Sozialstaatsfixierung bei verbrauchsarmer Produktion in weltweiter Perspektive, Umgang mit dem Wandel von Bevölkerungszusammensetzung und Lebensstilen, Ergänzung repräsentativer Demokratie durch plebiszitäre Instrumente: So weit wird jene politische Arena gezogen, in der sich ein vorantreibender Konservatismus bewähren soll.
Folglich mag dieses Buch nicht nur Grünen und Sozialdemokraten auf den Magen drücken, sondern auch denen, die für das Vorausdenken und vorausschauende Handeln in den Reihen der Union zuständig sind. Auch sie scheucht es nämlich auf – aus pragmatischer Bequemlichkeit, Selbstverliebtheit der Regierenden, programmatischer Selbstgenügsamkeit.
Dadurch nützt es jenen, die allzu Konservativen Beine machen wollen.
Auch wer einfach Lust hat, wichtige Themen unserer Zeit kundig durchdacht zu sehen und an solcher Darstellung wahlweise zu wachsen oder sich zu reiben: gerade der wird mit ihm eine recht kurzweilige Zeit verbringen. Gründe also genug, sich über das Ende dieses Vorworts zu freuen und die Einleitung des Buches aufzuschlagen!
Dresden, im Oktober 2015
Werner J. Patzelt