Liebe Leserinnen, liebe Leser,

bei der Gräbersegnung auf dem Alten Katholischen Friedhof trifft man, wie Anfang November auch auf all den anderen Friedhöfen unserer Stadt, die Angehörigen der hier in Gräbern ruhenden Freunde, Bekannten und Verwandten. Mindestens einmal im Jahr kann so eine Art Zwischenbilanz gezogen werden. Wer war im vergangenen Jahr noch unter den Besuchern und liegt nun, frei von täglichen Sorgen und Nöten, friedlich zur ewigen Ruhe gebettet in Urne oder Sarg. Friedhöfe faszinieren mich immer wieder, nicht nur an diesem Tag des Totengedenkens. Nicht ohne Grund sind die meisten von festen Mauern umgeben, so dass auch auf innerstädtischen Anlagen der Straßenlärm weitgehend außen vor bleibt. Noch immer sagen die unterschiedlichen Grabsteine und Grabinschriften viel über die hier Bestatteten, aber auch viel über die noch Lebenden aus. Es sind im wahrsten Sinne des Wortes Zeitzeugen. Schlicht oder monumental, aus Marmor, Sandstein, Beton oder Holz. In jedem Falle still. Eine Friedhofskultur, die in jedem Land anders geartet ist und die sensibel gegenüber Störungen in Form von Diebstahl oder Zerstörung ist. Für alle Verstorbenen gilt das RIP, Ruhe in Frieden.

Für uns im Leben Stehende bleibt es eine Aufgabe, den Frieden beziehungsweise das friedliche Miteinander zu bewahren, zu schützen und für eine gewaltfreie Welt einzutreten. Die schon zu DDR-Zeiten überkonfessionell stattfindenden Friedensgebete, von denen niemand sagen kann, wie groß ihr Anteil am Zustandekommen einer gewaltfreien, friedlichen Revolution war, finden heute ihre Fortsetzung im Gebet für eine Welt ohne Waffen und ein gedeihliches, im gegenseitigen Dialog zu erringendes Miteinander. 

Kein anderes Fest eignet sich so sehr dafür, wie Weihnachten. Wo auch immer Sie, liebe Leserinnen und Leser, das diesjährige Fest verbringen mögen, ich wünsche Ihnen schon heute Gottes Segen, Ruhe und Besinnlichkeit und viele Gelegenheiten zu guten Gesprächen mit Ihren Freunden, Bekannten und Verwandten.

Ihr Christoph Hille