Damals in Klotzsche-Königswald
Band 6 der Klotzscher Geschichten
von Dietmar Schreier und Roland Rothmann
Mit vielen farbigen und schwarz-weißen Abbildungen
Details zum Buch:
Seitenanzahl: 70
Erscheinungsjahr: 2022
Format: 14,8 cm x 21,0 cm
Einband: Broschur
Gewicht | 0,161 kg |
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Die Klotzscher Heimatgeschichte ist reich an Episoden. Sie wird bestimmt von Männern, Frauen und Jugendlichen, deren Schicksale auch heute noch berühren. Manche dieser Personen hatten Außergewöhnliches vollbracht oder sind vom Geist des Geheimnisvollen umweht. Viele gehörten zu den privilegierten Leuten, die Grundbesitz besaßen in schmucken Häusern lebten. Anderen ging es weniger gut oder man zählte sie zu den gescheiterten Existenzen. Die hier dargestellten Ereignisse kennzeichnen vielfältige Sachverhalte. Sie spannen einen Bogen vom Künstler über den Handwerker, Apotheker, Unternehmer, Landwirt bis hin zum Architekten. Dabei steht der Klotzscher Ortsteil Königswald im Vordergrund.
Rezension von Dr. Michaela Heinze
Klotzsche-Königswald: Eine Miniaturensammlung vom Opernsänger, einer Architektenfamilie, einem Tuchfabrikanten mit Sammlerleidenschaft, über einen couragierten U-Boot-Kommandanten, der Leben rettete, bis zum umtriebigen Feinkostunternehmer mit überregionaler Bedeutung für Feinschmecker (und Nichtfeinschmecker). Klotzsche gehört zum Speckgürtel Dresdens. Seit 1950 nach Dresden eingemeindet, ist es heute mehr oder weniger im Zusammenhang mit dem Flughafen Dresden-Klotzsche bekannt. Dennoch gibt es Biographien und Geschichten, die bei genauerem Hinsehen den Stadtteil durchaus als beachtenswert erscheinen lassen. Die vorliegende kleine Sammlung […] beginnt mit dem Dresdner Opernstar, Schauspieler und Tenor Karl Wessely, einer der zahlreichen Künstler der Oper in Dresden. Es ist ein kurzer Einblick in das Berufsleben eines Künstlers, der, wie früher durchaus üblich, in mehreren Sparten – hier Gesang und Schauspiel – tätig sein konnte. Und es ist ein Blick hinter den großen Vorhang der Opernbühne: Anhand der benannten Theater, an denen Wessely unter Vertrag stand, zeigt sich, wie dicht der Alltag der Künstler bereits damals getaktet war – im Engagement war die Zeit zu knapp für die Küsse der Muse. Die Stadtteile Dresden-Blasewitz und Dresden-Striesen sind über die Stadtgrenzen hinaus bekannt für ihre prächtigen Villen aus der Gründerzeit und aus der Zeit des Jugendstils. Wenig bekannt dürfte hingegen sein, dass man auch in Klotzsche durchaus vorzeigbare Exemplare aus der Zeit dieser Architektur-Epoche finden kann. Zu verdanken ist das vor allem dem dort ansässigen Edmund Oscar Johannes Hacault (1842–1904), dessen architektonische Werke noch heute bewohnt werden. Aus Großenhain stammt der Tuchfabrikant Richard Zschille. Auf den ersten Blick kein Unternehmen von Weltruf. Immerhin aber bewarb sich der Vater Louis Zschille mit seiner Fabrik 1855 bei der „Central-Commission der Deutschen Bundesstaaten“ für die Teilnahme an der Industrieausstellung in Paris. Sohn Richard führte das Unternehmen des Vaters zunächst erfolgreich weiter und frönte nebenher seiner Leidenschaft als Kunstsammler – Letzteres mit beachtlichem Erfolg. Leider brachten ihn das und sein Lebensstil in finanzielle Schieflage. Die Teilnahme an der Weltausstellung in Chicago 1893 – als Jury-Mitglied und Aussteller – verschärfte die Situation und Zschille verkaufte seine Sammlung schließlich gezwungenermaßen. Ein vergeblicher Versuch, die Fabrik zu retten. Richard Zschille starb wenig später in seiner Villa in Klotzsche. Die Tuchfabrik wurde in eine AG ohne Familienbeteiligung umgewandelt. Als letztes Beispiel dieser Besprechung: Feinkost Dr. Doerr. Gegründet wurde das Feinkostunternehmen am 1. April 1933 in Dresden als „Feinkostfabrik Dr. Herbert Doerr“. Fünf Jahre später verlegte Doerr seinen Produktionsstandort nach Klotzsche. 1972 wurde das Unternehmen zwangsenteignet und in VEB Delicat Pirna, Betriebsteil Diät-Feinkost Dresden, umbenannt. Nach der Wende war es wiederum ein harter Weg, sich auf dem Markt zu behaupten, zumal noch 18 Jahre Sperrfrist überstanden werden mussten, um den Markennamen wieder führen zu dürfen. Alles in allem sind diese Miniaturen nicht nur für ansässige Geschichtsinteressierte eine lesenswerte Lektüre. Die Broschüre könnte gut im Geschichtsunterricht der lokalen Schulen eingesetzt werden, ermöglichen die Beschreibungen es doch, einen größeren historischen Kontext herzustellen.